Neue deutsche Sportlichkeit

Avantgarde Im CLA-Cockpit von Mercedes-Benz dominiert zukünftig ein freistehendes Widescreen-Display. © Mercedes-Benz

Neue deutsche Sportlichkeit

Mit der Europapremiere des CLA Coupés und der Weltpremiere des CLA Shooting Brake setzt Mercedes-Benz nicht nur in Sachen Kompaktwagendesign neue Massstäbe.

Avantgarde Im CLA-Cockpit von Mercedes-Benz dominiert zukünftig ein freistehendes Widescreen-Display. © Mercedes-Benz

Die Halle des Fotostudios, in der uns der neue CLA Shooting Brake heute erwartet, steht im Süden Deutschlands, in einem grauen Industriequartier, dessen zuparkierte Strassenränder und lieblos gestaltete Gebäude so abweisend wirken wie nur etwas. Hier soll der neuste Wurf von Mercedes-Benz in Augenschein genommen werden, bevor er in Genf seine sicherlich glänzende Weltpremiere feiert? Kaum zu glauben, aber wahr. Denn dieser erste Augenschein ist bis zur Weltpremiere in Genf der höchsten Geheimhaltungsstufe unterworfen (weshalb wir hier auch noch keine Bilder des Shooting Brake zeigen dürfen), und zweitens soll bei diesem Termin nichts vom Design des CLA Shooting Brake ablenken.


ERDÖL-VEREINIGUNG, ZÜRICH

In der komplett schwarz gestrichenen Halle zeichnet sich im Licht eines schwachen Scheinwerfers erst nur eine markant gebogene Auto-Silhouette vom Umfeld ab. «Diese Dachlinie ist zusammen mit der unverwechselbaren, rahmenlosen Fenstergrafik sozusagen die DNA aus unserem ersten CLS-Coupé, die wir auf die neuen Modelle übertragen haben», erklärt Robert Lesnik die deutlich wiedererkennbare Silhouette am neuen CLA Shooting Brake. Als Leiter Exterior Design von Mercedes-Benz lässt er es sich nicht nehmen, dem aus der Schweiz angereisten Journalisten seinen jüngsten Wurf persönlich vorzustellen. Zu lieb sind ihm die neuen CLA-Modelle in ihrer mehrjährigen Entstehungszeit geworden, als dass er sein Werk alleine dem Auge des Betrachters überlässt. Der Leiter Exterior-Design macht zudem deutlich, dass die beiden Kompaktwagen bei Mercedes-Benz in Sachen Design einen hohen Stellenwert einnehmen.

Robert Lesnik Exterior Designer
Robert Lesnik Exterior Designer



«Wir haben beim CLA alles auf die pure Fläche reduziert»


Sportlich Die unverkennbare Front des neuen CLA Coupés.
Sportlich Die unverkennbare Front des neuen CLA Coupés.
Nach dem ersten Wow-Effekt wird das Licht in der Halle erhellt. Erst jetzt zeigt sich der CLA Shooting Brake in seiner ganzen Pracht, und es wird offensichtlich, wie gut es das Designteam von Mercedes-Benz verstanden hat, die Linienführung des 2004 lancierten CLS-Coupés ins Heute zu übertragen und gleichzeitig neu zu interpretieren. Damals startete das viertürige Coupé eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Bediente der CLS anfangs nur die Kunden in der Oberklasse, folgte 2013 der formgleiche CLA in der kompakten Mittelklasse und wurde rasch zum Verkaufsschlager. Bis heute konnte Mercedes-Benz vom CLA weltweit rund 750 000 Einheiten absetzen. Als viertüriges Coupé und Kombi-Variante namens Shooting Brake sorgte der CLA bei der Stern-Marke für einen Imagewandel. So war er für Mercedes-Benz der erste Kompaktwagen auf dem amerikanischen Markt und lockte dort eine im Vergleich zum damaligen Durchschnitt rund 10 Jahre jüngere Käuferschaft an. Auch in Europa gehörten die CLA-Kunden rasch zu den jüngsten im Mercedes-Portfolio. Kein Wunder also, wurde die Neugestaltung der zweiten CLA-Generation von Robert Lesnik und seinem Team mit grösster Sorgfalt ausgeführt.

Bereits Anfang Jahr feierte das CLA Coupé an der CES in Las Vegas seine Weltpremiere und machte da schon deutlich, was sich beim Shooting Brake nun fortsetzt: Die 2009 von Gorden Wagener, Chief Design Officer der Daimler AG, ins Leben gerufene Designphilosophie der «sinnlichen Klarheit» wird mit der jüngsten CLA-Generation in ein neues Zeitalter geführt. Das bestätigt Robert Lesnik bei unserem Termin. Er geniesst es offensichtlich, beim Erklären des Fahrzeugs immer wieder mit der Hand über die ausgeprägt modellierten Formen der CLA-Karosserie zu streichen, denn genau das sei einer der Effekte, welchen die Designer von Mercedes-Benz erreichen wollten. «Wir haben beim Coupé und beim Shooting Brake alles auf die pure Fläche reduziert und dabei auf Effekthascherei mit zusätzlichen Designlinien im Blech beinahe gänzlich verzichtet. Abgesehen von den Fugen zwischen den einzelnen Bauteilen und einer scharf gezeichneten Linie an den vier Türen, haben beide Modelle – auch im Vergleich zu den Vorgängern – praktisch keine Linien mehr», erklärt Robert Lesnik mit Stolz.

Gorden Wagener Designchef
Gorden Wagener Designchef



«Das Auto wandelt sich zum digitalen Begleiter»


Auf rund 4,70 Meter Länge und 1,83 Breite präsentieren die neuen CLA-Modelle also die neuste Designsprache von Mercedes-Benz. Angefangen bei ihrer deutlich in Fahrtrichtung geneigten Frontpartie mit der sogenannten «Sharknose» sowie der langgestreckten Motorhaube mit angedeuteten Powerdomes über die sanft gewölbte Dachlinie mit ziemlich schmalen Fensteröffnungen darunter bis hin zu den muskulös ausgeformten Schultern über den breit ausgestellten Radläufen hinten: Hier trifft ausgeklügelte Eleganz auf ganz viel Sportlichkeit. Im Interieur bieten beide Vierplätzer angemessen Platz und vor allem neuste Technologie. Wie in der neuen A-Klasse sticht besonders die avantgardistisch gestaltete Instrumententafel im durchgestalteten Innenraum ins Auge. Ein freistehendes Widescreen-Display prägt das Cockpit. Selbstredend, dass es mit der neusten Version von MBUX – Mercedes-Benz User Experience – ausgestattet ist, welche beispielsweise mit Navigation mit Augmented Reality, lernfähiger Software und Sprach- sowie intuitiver Gestensteuerung dafür sorgt, dass die neuen CLA-Modelle im mobilen Alltag zu fahrenden Assistenten werden.
Weltpremiere Der neue CLA Shooting Brake wird in Genf erstmals enthüllt.
Weltpremiere Der neue CLA Shooting Brake wird in Genf erstmals enthüllt.
Für Gorden Wagener, Chief Design Officer Daimler AG, ist die Designphilosophie der sinnlichen Klarheit mit dem Look des neuen CLA aber längst noch nicht ausgereizt, wie er sagt: «Wir entwickeln diese Philosophie ständig weiter, und wir haben sie für jede Marke mit dem Stern separat definiert.» Stillstand sei für sein Designteam nie ein Thema, im Gegenteil, der Fortschritt werde vor allem auch im Automobildesign der Zukunft erkennbar: «Unsere Branche ändert sich die kommenden zehn Jahr stärker und sichtbarer als die letzten hundert Jahre. Wir werden elektrisch fahren, wir werden sehr autonom fahren können – wenn wir wollen. Dafür haben wir viele Produkte in der Pipeline, mit denen wir die Bedürfnisse der Shared Economy bedienen, und wir werden sehr ‹connected› sein. Die neue A-Klasse wurde neulich als Smartphone auf Rädern beschrieben, das trifft es ziemlich gut. Das Auto wandelt sich zum digitalen Begleiter, die ehemals unkommunikative Maschine wird zum lernfähigen Dialogpartner. Und wir von der Designabteilung inszenieren diese faszinierende Technologie. Da kommen uns jetzt die fünf Jahre zugute, die wir im Design voraus sind, deshalb bin ich so begeistert.»

Und was beim Anblick der neusten CLA-Generation schon heute unschwer zu erkennen ist: Sie wird im laufenden Jahr mir ihrer neu interpretierten Sportlichkeit und Eleganz viel dazu beitragen, dass Mercedes-Benz die Leaderstellung im Premiumsegment mit aller Kraft verteidigen wird.

Thomas Borowski
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